Hamsterkäufe, Run for Klopapier, Wettkampffrust, Chaosmanagement,Trainingsroutine, Krisenbewältigung, gefragte Flexibilität und diverse individuelle Befindlichkeiten…um was geht es in Coronazeiten bei Dir so?

Corona-Times

Okay. Ja, stimmt. Es sind außergewöhnliche, frustrierende und ebenso nervenaufreibende Zeiten. Ich hätte mir sonst auch niemals eine Podusche zugelegt…haha…Spaß beiseite, diese wunderbare Drück-Mich-Po-Erfrischung ist in der Tat als Hilfsmittel für die Zeit nach der Geburt gedacht und die ist jetzt auch nicht mehr all zu weit entfernt. Aber zurück zum Thema: Für Triathleten ist Corona auf eine ganz eigene Art und Weise anstrengend, ganz abgesehen von den leeren Toilettenpapier-Regalen. Viele von uns haben inzwischen festgestellt, dass lieb gewonnene Routinen aus dem Fenster fliegen, Homeoffice und Kinderbetreuung zum Dauerstress werden und man schwer damit beschäftigt ist, sich in einer plötzlich viel zu kleinen Wohnung nicht den letzten Nerv zu rauben. Geschlossene Schwimmbäder, der fehlende Kontakt zu Trainingskollegen, und eingeschränkte Möglichkeiten seinen Ausgleich über den Sport zu suchen, tragen nicht unbedingt zur guten Laune bei. Hinzu kommen finanzielle Engpässe bis hin zur Existenzbedrohung. Unsere Liebsten, die vielleicht unglücklicherweise ausgerechnet jetzt im Krankenhaus liegen, oder in Altersheimen wohnen, dürfen wir nicht besuchen. Das schmerzt. Und noch so vieles mehr. Die jeweils aktuellsten Corona-Maßnahmen sind so unglaublich wichtig, außerdem angebracht, aber sie werden für viele von uns auf Dauer zu einem Kraftakt der anderen Art.

The power of a race

Mich als Trainerin erreicht in zunehmendem Maße der riesengroße Frust über abgesagte Wettkämpfe und das Hingehalten werden von Seiten einiger Organisatoren/Organisationen bezüglich einer Ersatzlösung für nicht stattfindende Events. Den Frust und Ärger kann ich so gut verstehen. Und ich fühle mit. Mit jeder Nachricht die ich erhalte. Zum einen hat man einen Batzen Geld bezahlt, zum anderen ist doch ein Wettkampf am Tag X zusammen mit vielen anderen Teilnehmern ein echtes Magnet, dass uns durch die mühsame und trainingsintensive Vorbereitungszeit zieht. Diese Vorbereitung haben viele Athleten schon zu einem sehr großen und disziplinierten Teil hinter sich gebracht. Und jetzt? Wird ein Rennen nach dem nächsten abgesagt. Ein Ziel zu haben ist so wertvoll. Es schenkt eine extra Portion Energie und Durchhaltevermögen. Es gibt uns einen Grund dafür, warum wir uns täglich, egal in welcher Laune, ins Wasser, auf‘s Rad, in die Laufschuhe und ins Gym begeben.

Training hat mehr als nur ein einziges Ziel

Aber, ist das wirklich alles? Der Wettkampf als alleiniger Grund warum wir uns eine Routine zurecht legen und uns sportlich verausgaben? Im Prinzip kann jeder nur für sich selbst beantworten, warum er Triathlet geworden ist. Nach über 15 Jahren täglichem und kontinuierlichem Training, sehe ich so viel mehr hinter der dauerhaften sportlichen Routine. Derzeit im 8. Monat schwanger brauche ich, Corona hin oder her, natürlich weder in diesem noch im nächsten Jahr an Wettkämpfe zu denken. Das ist der Unterschied zu meinen Athleten, die alle heiß waren auf diese Wettkampfsaison. Priorität hat in meinem Fall das kleine Wesen in meinem Bauch. Seine Gesundheit und sein Wohlbefinden stehen ganz klar über meinen privaten (Wettkampf)wünschen und Bedürfnissen. Dennoch, Gesundheit, Fitness und körperliches Wohlgefühl sind nicht nur gut für das wachsende Leben in mir, sondern auch für den Geburtsprozess und meine Erholung davon im Anschluss. Fazit: Auch ich sollte, muss und will mich weiter bewegen. Mit einem dicken Bauch, Kurzatmigkeit und einem Körpergewicht, dass meine Beine und mein Rücken so noch nie getragen haben, schlaflosen Nächten und bleierner Müdigkeit wirklich nicht leicht, täglich dran zu bleiben. Aber solange die Schwangerschaft und Entwicklung des kleinen Mannes normal verlaufen, spricht nichts gegen gesunde moderate Bewegung. Trotzdem wird der Schweinehund, den ich so viele Jahre gut im Griff hatte, immer stärker. Für mich ist es essentiell bestimmten Vorgaben zu folgen – denn die schwächen das lustlose Biest. Und geht das nicht uns allen so? Ein Wettkampf entkräftet die innere Stimme, die da sagt „müüüüüüde“, „keinen Bock“ oder „schau mal die schöne Couch da im Wohnzimmer“, effektiv. Ein Plan kann dies auch ohne Wettkampf. Wichtig, er darf nicht nur im Kopf existieren. Er muss niedergeschrieben sein. Elektronisch oder schön oldschool auf Papier. Denn dann – und nur dann – sorgt er für ein schlechtes Gewissen, wenn er nicht erfüllt wird.

28-Tage Challenge

Was mir hilft, ist vor allen Dingen eines: Eine tägliche Routine. Und zwar nicht mehr die altbekannte, sondern eine neue. Und so wie ich schwangerschaftsbedingte Flexibilität und Kreativität an den Tag legen muss, muss das nun auch coronabedingt jeder Triathlet. Sehr motivierend ist in diesem Zusammenhang die wunderbare 28-Tage Challenge, die ich gerade mit einem Großteil meiner Athleten gemeinsam bestreite. Diese Woche ist der Endspurt. Sie hört sich nach nichts Abartigem an und das ist sie auch nicht. Tägliche Basis: 45 Minuten Radfahren, 30 Minuten Laufen und 30 Liegestütz. Hinzu kommt das ein oder andere individuelle Extra. Noch sieben Tage und dann sind vier Wochen davon geschafft. Immerhin hat das, zusammen mit der ein oder anderen Zusatz-Session, auf meiner Seite zu 12 Stunden gesunder Bewegung pro Woche geführt. Bei einigen meiner Athleten waren es sogar um die 30, oder sogar mal 40 Wochenstunden. Jeder durfte nach Belieben, Befinden und Zeitbudget verlängern. Wer nach vorgegebenem Programm radeln und laufen wollte, hat individuelle strukturierte Einheiten von mir bekommen.

Bewegung tut gut

Was ich selbst erfahren durfte: Es gab Tage, da war ich in den letzten drei Wochen so unfassbar schlecht gelaunt, schlapp und nur genervt darüber, dass ich neben Trainingsplänen, Feedback, Unmengen an Mails, Buchhaltung etc. nochmal raus aufs Rad, laufen, Liegestütz und Kniebeugen absolvieren „musste“. Aaaaaber, siehe da, oh Wunder, im Anschluss kam jedes Mal die Belohnung. Ein grandioses und überragend schönes, zufriedenes Gefühl sich überwunden zu haben, machte sich dann in mir breit. Vor dieser Challenge habe ich definitiv weit weniger gemacht, vielleicht 4-6h Bewegung pro Woche. Und das Gewicht ist geklettert. Es gab keinen Grund vom Schreibtisch aufzustehen und ich hatte die tolle Ausrede schwanger zu sein und auf meine Bedürfnisse zu hören, die da meist eines sagten: Keine Lust und vor allen Dingen MÜDE. Jetzt fühle ich mich so unglaublich viel besser – habe dreimal so viel Energie.

Im Hinterkopf zu haben, dass meine Athleten genau wie ich tagtäglich rausgehen, hat mir sehr den Rücken gestärkt. Das ging nicht nur mir so. Und dafür brauchte es jetzt kein A- und auch kein B-Race. Wir haben einen Weg gefunden, der uns anderweitig animiert und quasi von hinten anschiebt statt von vorne zieht. Im Zuge dessen, sind einige schöne Bilder beim Lock-down Training entstanden über die ich mich wirklich SO SEHR gefreut habe. DANKE an meine Athleten, für so viel positiven Spirit. Was für ein unglaublich tolles Team an einzigartigen Menschen die CK Triathlon Coaching Athleten sind. Schaut sie Euch an! Für mich sind sie die Besten <3

 

Fazit

Hand aufs Herz! Es geht uns in unserem Sport doch auch darum, gesund und fit zu bleiben, uns in unserem Körper wohl zu fühlen, ihn zu spüren, Natur zu erleben, Licht und frische Luft zu tanken und hier und da einer kleinen Schlemmerei zu frönen, ohne ein allzu großes schlechtes Gewissen zu haben – plus noch vieles mehr, oder? Gibt uns die tägliche sportliche Routine nicht zudem auch Halt und Struktur? Auch ohne Wettkampf vor Augen? Mir ging das eigentlich immer so. Mein Tag war viel produktiver, wenn ich feststehende Trainingseinheiten nutzen konnte, um insgesamt besser planen zu können. Die ganze Wochenstruktur hatte nebst Arbeit automatisch mehr Ordnung. Es fällt leichter früh aufzustehen oder Dinge zwischen Arbeit und Sport zu erledigen, die sonst wirklich ewig liegen bleiben, wenn zu viel Zeit dafür ist. Das Schöne: Eine Trainingsroutine kann es auch zu Coronazeiten geben. Sie hilft uns auch dann in einen wohltuenden Alltagsflow zu kommen, wenn da kein Wettkampf im Kalender steht. Also, Corona und abgesagte Wettkämpfe hin oder her, man kann mit etwas Flexibilität neue Routinen schaffen. Habt ihr dennoch das Gefühl Euch geht ein bisschen die Puste aus? Haltet durch, haltet Euch an Eurem Training fest und unterstützt, wenn möglich, die Menschen in Eurem nächsten Umkreis. Sei es durch die Teilnahme an bezahlten Online Kursen, dem Bestellen von geliefertem Essen in lokalen Restaurants/Cafes, dem Weiterzahlen der Klavierstunden auch wenn diese nicht stattfinden, der Treue gegenüber Eurer Trainer… 🙂 Dann  schaffen wir das!

„Es ist gut für eine Reise ein Ziel zu haben, aber es ist die Reise, die letztendlich zählt.“

In diesem Sinne

Onwards & upwards,

Eure Celia 🙂

Last but not least: Kauft Euch eine Podusche!!! Dann kann Euch beim nächsten Wettkampf egal sein, ob es im Dixi Klo noch Toilettenpapier gibt 😉 Und der nächste Wettkampf wird kommen. Ganz bestimmt.

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